Das Fahrwerk-"ABC" - Vor dem Kauf Gedanken machen
Fahrwerktuning gehört unter Tunern zur Grundausstattung eines jeden getunten Fahrzeugs, denn die Tieferlegung ist meist schon preiswert zu haben und sorgt neben einem deutlich sportlicheren Look auch für verbesserte Fahreigenschaften, z.B. in Kurvenfahrten. Aber egal ob Tieferlegung mit Hilfe eines Satzes Tieferlegungsfedern oder durch Einbau eines völlig Sport- oder Gewindefahrwerks, es gilt einiges vor dem Kauf zu beachten. Denn neben der Optik ändern sich auch die Fahreigentschaften je nach Hersteller und Produktvariante teils recht unterschiedlich.
Automobilhersteller investieren mehrere Millionen Euro in die Entwicklung neuer Fahrwerksysteme. Das Entwicklungsziel der Automobilhersteller ist aber grundsätzlich eine Lösung, die die Bedürfnisse einer breiten Kundengruppe erfüllt. Deswegen sind Originalfahrwerke immer nur ein Kompromiss aus Alltagstauglichkeit, Optik und Fahrverhalten. Individuelle Vorstellungen, wie die meisten Tuner sie haben, können daher nur selten erfüllt werden.
Mit dem folgenden „Fahrwerk-ABC“ möchten wir Ihnen zeigen, auf welche möglichen Kompromisse man sich bei Verwendung der unterschiedlichsten Fahrwerktuning-Lösungen einstellen sollte. Jede Umrüstung bedeutet grundsätzlich eine Verschiebung der Vor- und Nachteile.
- ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis)
Die Allgemeine Betriebserlaubnis entbindet von der Verpflichtung zur TÜV-Abnahme. Es genügt, die ABE stets im Fahrzeug mitzuführen. Voraussetzung für die Gültigkeit der ABE ist, dass die darin aufgeführten Auflagen erfüllt sind.
- Dämpfercharakteristik
Die Dämpfercharakteristik ist ausschlaggebend für Fahrkomfort & Fahrverhalten und folglich auch für die Fahrsicherheit. Umgangssprachlich wird auch von der „Dämpferhärte“ gesprochen. Es werden je nach Hersteller und Fahrwerkvariante Stoßdämpfer mit fixer und einstellbarer Dämpfercharakteristik angeboten. Der wirkliche Unterschied zum jeweiligen Originalstoßdämpfer des Fahrzeugs ist reell nur mit einem Diagramm darstellbar, da sich die „Dämpferhärte“ mit ändernder Kolbenstangengeschwindigkeit ebenfalls verändert. Da die eigenen Vorstellungen und das Komfortempfinden eines jeden Tuners sehr unterschiedlich sind, sollten vorzugsweise Sportstoßdämpfer bzw. Sportfahrwerke / Gewindefahrwerke mit einstellbarer Dämpfercharakteristik verwendet werden, da diese den individuellen Anforderungen und Komfortempfinden angepasst werden können. Viele namhafte Hersteller wie H&R, KW, AP, Weitec, Vogtland, Supersport uvm. bieten sowohl Fahrwerksprodukte mit fester voreingesteller, als auch frei einstellbarer Dämpfercharakteristik an.
- Gewindefahrwerk
Ein Gewindefahrwerk ermöglicht dem Tuner die Fahrzeughöhe millimetergenau frei nach eigenen Wünschen einzustellen. Bei vielen Gewindefahrwerken ist die Höhenverstellung an der Vorder- und Hinterachse selbst im eingebauten Zustand möglich. Durch die spezielle Bauform werden tiefere Standhöhen als bei herkömmlichen Sportfahrwerken ermöglicht. Die meisten Markenhersteller bieten Gewindefahrwerke mit fester oder einstellbarer Dämpfercharakteristik (härteverstellbar) an. Bei tunero.de finden Sie die Information, ob ein Gewindefahrwerk härteverstellbar ist, auf der Produktdetailseite.
Wir empfehlen (nach finanzieller Möglichkeit) grundsätzlich Gewindefahrwerke mit einstellbarer Dämpfercharakteristik zu wählen, da mit unterschiedlichen Höheneinstellungen auch unterschiedliche Anforderungen an die Stoßdämpfereinstellungen entstehen. Durch das aufwendige Herstellungsverfahren einer einstellbaren Dämpfercharakteristik sind die härteverstellbaren Gewindefahrwerke teurer. Die meisten Gewindefahrwerke werden mit TÜV-Teilegutachten oder Musterbericht angeboten, einige sogar mit ABE.
- Musterbericht
Der Musterbericht stellt lediglich eine Arbeitsgrundlage für die vorgeschriebene Abnahme der Umrüstung nach § 21 StVZO dar. Da die Prüfungen besonders umfangreich sind, können sie nur von besonders befähigten Stellen durchgeführt werden (In den alten Bundesländern durch TÜV-Prüfstellen, in den neuen Bundesländern durch DEKRA-Prüfstellen).
- Nutenverstellung
Bauartbedingt ist bei einigen Fahrzeugen der Einsatz einer Nutenverstellung möglich. Die Nutenverstellung wird an der hinteren Achse eingesetzt und ermöglicht in einem bestimmten Bereich, die Höhe des Federtellers und somit die Fahrzeughöhe zu verstellen. Hierbei muss der Stoßdämpfer ausgebaut werden. Stoßdämpfer mit Nutenverstellung sind generell eintragungspflichtig.
- Restfederweg
Der Restfederweg gibt den maximal möglichen Arbeitsweg des Stoßdämpfers an und hat somit einen direkten Einfluss auf Fahrkomfort & Straßenlage und somit auch auf die Fahrsicherheit. Fehlender oder zu wenig Restfederweg führt zu Wirkungsverlust der Stoßdämpfer und kann daher zu gefährlichen Fahrsituationen führen! Durch erhöhte Tieferlegung und zusätzliche Beladung des Fahrzeugs wird der Restfederweg verringert. Durch Verwendung spezieller, gekürzter Sportstoßdämpfer (Rebound-Dämpfer) kann zusätzlicher Restfederweg gewonnen werden, wesewegen tunero.de die Verwendung von Sportstoßdämpfern im Fahrwerktuning empfiehlt.
- Schraubfahrwerk
Als Schraubfahrwerk wird oft umgangssprachlich das Gewindefahrwerk bezeichnet. Weitere Infos zum Gewindefahrwerk finden Sie weiter oben.
- Sportstoßdämpfer
Unter Sportstoßdämpfern versteht man Dämfer, die in Ihren Eigentschaften von dem Original-Stoßdämpfern abweichen. Bei den verschiedenen Markenherstellern gibt es eine große Auswahl an verschiedenen Sportstoßdämpfern unterschiedlicher Ausführung und Qualität. Bitte entnehmen Sie den jeweiligen Produktbeschreibungen, mit welchen Eigenschaften die diversen Stoßdämpfermarken ausgestattet sind. Die Hauptmerkmale eines Sportstoßdämpfers sind je nach Ausführung die optimierte Dämpfercharakteristik, das verkürzte Gehäuse, verkürzte Kolbenstangen (Rebound), eine Nutenverstellung (je nach Modell) und verstärkte Bauformen. Hochwertige Sportstoßdämpfer sind die Grundlage eines guten Fahrwerk-Tunings ermöglichen eine optimale Tieferlegung.
- Teilegutachten
Das Teilegutachten ermöglicht die gesetzlich vorgeschriebene Abnahme der Umrüstung nach § 19 Abs. 3 StVZO (vereinfachte Abnahme), welche von den meisten amtlich anerkannten Sachverständigen sowie TÜV- und DEKRA-Prüfstellen durchgeführt wird.
- Tieferlegungsfedern
Der einfachste Weg das eigene Fahrzeug tiefer zu legen, ist durch den Einbau eines Satzes Tieferlegungsfedern, auch Sportfedern genannt. Die Tieferlegung wird durch veränderte Kennlinien oder Maße gegenüber der Originalfeder erreicht. In Abhängigkeit der gewünschten Tieferlegungsrate müssen bei größeren Tieferlegungen zudem gekürzte Sportoßdämpfer, sogenannte Rebounddämpfer, verwendet werden. Die entscheidenden Qualitätsunterschiede von Marken-Tieferlegungsfedern (z.B.von H&R, Eibach, KW, Weitec, AP oder Vogtland) gegenüber eher günstigeren Federn z.B. aus Fernost, liegen im verwendeten Material, der Nachbehandlung und der Oberflächenvergütung. Tieferlegungsfedern werden je nach Ausführung mit ABE, TÜV-Teilegutachten oder Musterbericht angeboten. Die generellen Vorteile einer Tieferlegung sind: Sportlicher Optik, kürzere Bremswege (verkürztes Nickverhalten), optimierte Straßenlage (Herabsetzung des Schwerpunktes). Die Tieferlegung hat aber immer auch einige Nachteile, der sich jeder Tuner bewusst sein muss. Da wären die veringerte Bodenfreiheit, der erhöhte Verschleiß der Stoßdämpfer (Einsatz passender Sportstoßdämpfer wird dringend empfohlen) und die erhöhte Belastung anderer Fahrwerkkomponenten. Weiteres unter dem Punkt Tieferlegungsrate.
- Tieferlegungsrate
Die Tieferlegungsrate gibt an, um Welche Höhe (meist in mm gemessen) das Fahrzeug gegenüber dem Standardfahrwerk abgesenkt wird. Wie stark die jeweiligen Vor- und Nachteile einer Fahrwerkumrüstung ausfallen, hängt im Wesentlichen von der gewählten Tieferlegungsrate ab. Generell gilt: Je tiefer das Fahrzeug, desto geringer die Bodenfreiheit, desto höher die Belastung und der Verschleiß anderer Fahrwerkkomponenten. Auch der Fahrkomfort lässt mit steigender Tieferlegungsrate nach.Bei sehr extremen Tieferlegungsraten müssen meist zusätzliche Umrüstungen vorgenommen werden, um die Radfreigängigkeit, den notwendigen Restfederweg und andere wichtige Faktoren wieder zu gewährleisten.
- Verkürzte Gehäuse (Sportstoßdämpfer)
Ein verkürztes Gehäuse ermöglicht einem Sportstoßdämpfer einen zusätzlichen Restfederweg, welcher sehr wertvoll bei dem eigenen Tieferlegungsvorhaben sein kann. Dieses System kann bei allen Stoßdämpfern, mit Ausnahme von Stoßdämpferpatronen, eingesetzt werden, wodurch sich meist der Fahrkomfort erhöht. Fahrwerkkomponenten werden geschont und die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen wird erleichtert. Stoßdämpfer mit verkürzten Gehäusen sind immer eintragungspflichtig.
- Verkürzte Kolbenstangen (Sportstoßdämpfer)
Bei bestimmten Tieferlegungsraten müssen Tieferlegungsfedern bauartbedingt mit Stoßdämpfern eingesetzt werden, bei denen der Ausfahrweg der Kolbenstange begrenzt ist. Dabie gibt es zwei Verfahren, wie diese Eigenschaft erfüllt werden kann. Entweder es werden kürzere Kolbenstangen eingesetzt, was den zusätzlichen Vorteil hat, dass die Gefahr eines Durchschlagens minimiert wird oder es werden sogenannte Reboundhülsen eingesetzt. Eine Reboundhülse begrenzt den Ausfahrweg der Kolbenstange. Der technische Effekt, nämlich die Erzielung von Federvorspannung, ist der gleiche. Da die Kolbenstange jedoch nicht verkürzt ist, besteht die Gefahr des Durchschlagens, weshalb verkürzte Kolbenstangen vorzuziehen sind.